Kinderrechte werden noch nicht überall umgesetztgarnelen

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Ist Geiz wirklich Geil? - Wieso ist uns Geld wichtiger als Leben?                                                    – by Christian Vögtli –

Discounter und Billiglinien

Vorwort...

 

Konsumieren wir beim Fernschauen mal eine Dosis Werbung, werden wir zugedonnert von jeglichen Produkten, die wir unbedingt kaufen müssen, "Geiz ist geil" und "Ich bin doch nicht blöd" sind unter anderem eindeutige Slogans. Früher, zum grossen Teil wohl auch noch vor meiner Zeit, ging es darum mit „Dorflädeli“ oder Warenhäusern lokal den Bedürfnissen der Bürger nach zu kommen, und die Nahrungsmittelversorgung sicher zu stellen. Dafür würde ja eigentlich ein Laden pro Dorf reichen, wenn die Bedürfnisse damit abgedeckt sind.

Neuen Verkaufshäusern, die laufend aus dem Boden gestampft werden, geht es aber primär nicht mehr darum, die Bevölkerung noch besser zu versorgen, sondern wohl eher um Marktanteile und Profite.

Im gesunden Markt ist der Konkurrenzkampf vor allem für die Käufer aber auch für die diversen Zwischenhändler eine notwendige Regulierung. Ansonsten würden wohl die Verkaufspreise durch hohe Margen der Zwischen– und Endhändler sowie auch in der Herstellung in die Höhe schiessen.

Dies sehen wir zum Beispiel bei Marktmonopolinhabern  wie bei der Chemie, wo die meisten Produkte in eigener Forschung und Entwicklung entstehen. Doch auch dort wirkt wohl der steigende Generikahandel noch höheren Preisen entgegen.

Im Detailhandel jedoch artet der Konkurrenzkampf langsam zu negativen Entwicklungen aus. Warum sind denn die Produkte der Billigheimer soviel günstiger als jene der gewöhnlichen Warenhäuser? Die Qualität von Billigprodukten ist ja meist gar nicht schlechter als jene der teuren Anbieter, warum also mehr bezahlen?!

Auf der Seite der Konsumenten sehen wir die heile Welt, viele günstige Waren, ein paar Verkäuferinnen und tolle Slogans wie „Gut aber günstig“ oder „Tiefstpreis garantiert“. Doch der Schein trügt, der tatsächliche Missstand liegt vor dem Zeitpunkt, an dem die Ware über den Ladentisch geht.

Beachte: die meisten Bilder der Illustration enthalten Links zu Quellen oder weiteren Vertiefungen zum Thema.

Wie funktioniert ein Discounter?

 

Das Prinzip ist nicht so weit entfernt von normalen Grossverteilern, welche ja wiederum gegenüber kleinen Dorflädeli einen Preisvorteil haben. Doch sie unterscheiden sich mindestens in folgenden Punkten: 

 

· Damit ein Produkt möglichst günstig sein kann muss es in grosser Menge eingekauft werden können (Mengenrabatte, bessere Abnahmeverträge), was somit entsprechende Verkaufszahlen erzwingt. Dies erreicht man mit dem Vermeiden ähnlicher Produkte, um von einer bestimmten Sorte oder Marke umso mehr verkaufen zu können. Also im Waschmittelregal steht im radikalsten Fall hundertmal das „DiscountProp“, und nicht etwa sechs verschiedene Sorten. Dies ist bei alltäglichen Verbrauchsgütern am einfachsten realisierbar, da es den meisten Konsumenten egal ist, woher und wie „gut“ es ist. Während normale Supermärkte bis zu 20 000 Artikel im Sortiment führen, so sind dies bei Discountern wie Aldi um die 700 und maximal 1300 bei Lidl.
Dieser Vorteil bringt weitere Effekte mit sich; der Kunde muss sich nicht entscheiden, was wiederum allfällige Beratungsdienstleistungen erspart. Auch eine grosse Anzahl Filialen, die an einem zentralen Lagersystem angeschlossen sind, führt zu grösseren Umschlagsmengen.

· Da die wenigen Lager andererseits auch von sehr grossen Mengen durchlaufen werden, ist es durch ausgeklügelte Logistik möglich, die Güter nur kurzzeitig zwischen zu lagern, was wiederum Platz sparend ist, und die Kosten an Immobilien niedrig hält. Ankommende Waren stehen im Fall Lidl minimal einige Minuten, bis maximal zwei tage im Lager, und sollen innert vier Tagen nach Lagereintritt bereits verkauft sein.
Weiterer Nebeneffekt: das Geld, das durch die verkauften Güter eingenommen wurde, kann anschliessend einige tage lang gewinnbringend angelegt werden, ehe es dem Lieferanten einen Monat nach Liefertermin bezahlt werden muss.

· Um die Einkaufspreise der Produkte weiter zu senken wird möglichst auf Markenware verzichtet, sondern auf Handelsmarken (Eigenmarken) gesetzt, also meist bekannte Namen unter dem Siegel des Einzelhändlers. Durch Eigenmarken lässt sich aber auch der Druck auf ähnliche Markenartikel steigern, worauf eventuell doch noch vergünstigte Verträge mit Markenhändlern zustande kommen können, denn schliesslich sind diese Händler ja auch an grossen Absatzzahlen interessiert. Oft produzieren Markenhersteller die gleichen Produkte für Discounter zu günstigeren Preisen unter einem anderen Namen, um auch von dem Billigwahn zu profitieren. Insgesamt geht die Rechnung wohl auf.
Die Produkte selbst sind selten einheimischer Herkunft, sondern haben meist tausende Transportmeilen hinter sich, und werden dort hergestellt, verarbeitet und abgepackt, wo es jeweils am günstigsten ist, was in vielerlei Hinsicht unnachhaltig ist!

· Ein weiteres grosses Einsparpotential liegt am Personal. Die Filialen werden so knapp besetzt, dass ein ordentlicher Betrieb gerade noch so möglich ist. In Deutschland machte der Drogerie Discounter Schlecker mehrmals Schlagzeilen, durch machtloses Einfrau-Ladenpersonal bei Überfällen. 2002 gab es 340 Überfälle auf Schleckerfilialen! Doch es soll sich ja trotzdem rechnen.
Anfallende Überstunden, welche oft durch die zu bewältigende Arbeit erzwungen wurden, werden oft nur zum Teil oder gar nicht ausbezahlt, wobei auch viel Geld gespart wird.
Aldi Suisse z.B. bietet nur 50% Jobs an, um unter der Schwelle zur Abgabe sozialer Beiträge zu bleiben. Auch das spart immense Kosten ein, zumal die Jobs ja sicherlich auch nicht überbezahlt sind.
Um teure Stellen möglicht zu vermeiden, wird die ganze Hierarchie möglichst flach gehalten, so sind beispielsweise auch Betriebsräte, welche sich um das Wohl der Arbeitnehmer kümmern würden, nicht erwünscht und werden stets verhindert.

· Um die Präsentation der Ware im Innern der Shops wird auch kein grosser Trubel gemacht, auf Dekorationen oder „schööns Büschälä“ wird meist verzichtet. Der Kunde bedient sich meist direkt aus den Lieferkartons oder von den Transport-Paletten.

· Steuerumgehungen
Durch private Stiftungen (nicht im wohltätigen Sinne!) und extreme Aufsplittungen der Konzerne, die steuertechnisch nicht als solche gelten sollen, wird auch im Kampf mit dem Staat Geld gespart. So müssten auch keine Jahresabschlüsse dargelegt werden und auch Mitspracherechte der Arbeitnehmerseite konnten so bisher unterlaufen werden. Diese ganzen Finanztricks sind mir jedoch noch nicht so geläufig, darum will ich da nicht ins Detail gehen.

 

Ein paar dieser Tricks sind eigentlich gesellschaftlich, ökologisch und wirtschaftlich betrachtet gar nicht schlecht und könnten auch von normalen Supermärkten zum Vorbild genommen werden. Doch viele Handelsmethoden schiessen über das Ziel hinaus und bauen auf Betrügereien, Lücken der Gesetze, Schädigung der Umwelt und der Gesellschaft auf, was uns längerfristig nicht zum Sparen veranlassen kann (und wird?). Raubbau an der menschlichen Zukunft, zugunsten kurzfristigem Profit!

Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer dieses Trends?

 

Zumindest kurzfristig gesehen, profitieren alle Konsumenten von der Einführung der low-price-Produkte. Für Leute oder vor allem Familien mit eher knappem Budget sind diese Preisschlager wohl ein Segen, was ich nicht bestreiten will. Am meisten lohnt es sich aber für die grossen Besitzer der Discounter, denn diese zählen zu den reichsten Leuten der Welt. Die beiden Aldi Gründer Karl und Theo Albrecht stehen auf der Liste der reichsten Menschen der Welt auf Platz 15 und 20. Stefan Persson (H&M) auf Platz 17, die Waltons (Wal-Mart) besetzen die Plätze 23, 24 und 25. Lukratives Geschäft also, mit diesem Billigwahn.

 

Das Verkaufspersonal als Sparmassnahme

Zu den Benachteiligten zählt an vorderster Front das Verkaufspersonal. Der Stress, dem das Personal dauernd ausgesetzt wird, ist wohl kaum gesund.

Wie wir die Angstmache-Kampagnen aus der Politik kennen, werden die Mitarbeiter durch die Angstmacherei vor Entlassungen zu mehr Leistung gezwungen. Wie bereits erwähnt werden Betriebsräte und Gewerkschaften aus Kostengründen und Angst vor organisierten Aufständen gegen den Arbeitgeber durchs Band verhindert. Gelingt es dann über gerichtliche Verfahren doch mal irgendwo, einen Betriebsrat zu erzielen, so kommen die unterdrückten Interessen der Arbeitnehmer schnell mal ans Licht: Schutzregelungen, positive Arbeitszeitregelungen, Lohnerhöhungen und die Einführung von Mindestverdiensten sind die Anliegen. Doch die Unsicherheit der Arbeitsplätze wirkt den Aufständen ernsthaft entgegen, wer das Maul zu weit aufmacht, droht raus zu fliegen.

 

Trotz allem kann immer wieder mit der Schaffung von vielen Arbeitsplätzen geworben werden. Dabei muss man aber darüber hinwegsehen, dass durchschnittlich durch jeden Arbeitsplatz, der in einem Discounter entsteht, bis zu zwei Arbeitsplätze im normalen Einzelhandel verloren gehen. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass die Beschäftigung im Einzelhandel trotz enormem Wachstum der Discounter ständig gesunken ist.

Und vor allem ist die Qualität dieser Arbeitsplätze nicht diejenige, welche sich die Wirtschaft wirklich erwünscht.

In den Stellenangeboten auf den Homepages der Discountgiganten werden die Verhältnisse und Aussichten für die angebotenen Jobs rührend schön geschrieben. Komisch, gibt es trotzdem immer wieder Aufstände! Die Jobs sind zwar vielseitig…             „Bei Lidl ist der Druck brutal, wir müssen alles machen: Bestellung, Regale auffüllen, Kühlung abspachteln, Lagerarbeiten, putzen, kassieren. Oft war niemand da, der mich an der Kasse ablöst. Ich hatte nicht mal Zeit, auf die Toilette zu gehen.“ (Mitarbeiterin-Interview von ZDF-“Frontal 21“)         ...aber stressig.

 

Das Personal wird zudem streng kontrolliert: durch Testwagen, die in den Kundenschlangen eingeschlauft werden, wird getestet, ob die Verkäufer auch gut beobachten, dass nichts geklaut werden kann, und dass geschenkte Rappen abends in der Abrechnung auch erscheinen. Zu Arbeitsbeginn kann auch mal von weitem beobachtet werden, ob auch alle schön arbeiten. Regelmässige Handtaschenkontrollen stellen sicher, dass das Personal nichts mitgehen lässt, und wer öfters mal krank ist, muss schon mal mit einem fürsorglichen Hausbesuch des Bezirksleiters rechnen.

Der Übergang zu gezieltem Mobbing ist da nicht weit. Um Personal zu entlassen, wird bei den Discountgiganten mit allen Mitteln versucht „Unregelmässigkeiten“ aufzublasen, und als Kündigungsgrund zu gebrauchen. Auch, wenn eine Angestellte zu teuer wird. Das geschieht schnell und unfein nach mehreren Jahren Berufserfahrung, egal wie gut sich die oder derjenige engagiert hat. Darüber gibt es viele erschreckende Berichte, wie dabei vorgegangen wird. Geht es darum, dass die Mitarbeiter ihren Auflösevertrag unterschreiben, werden sie alleine mehrere Stunden von mehreren Vorgesetzten in die Mangel genommen, bis sie aus Verzweiflung unterschreiben. Meist werden irgendwelche Fakten vorgeworfen, die überhaupt nicht der Wahrheit entsprechen, und zum Teil nachträglich widerlegt werden konnten, doch nach dem Unterschreiben ist's schon zu spät, dann lässt sich juristisch nichts mehr machen.

Wer dann einen ungeraden Kündigungstag in seinem Zeugnis aufweist, hat danach kaum noch eine Chance eine Stelle zu finden, denn das deutet darauf hin, das dieser Person im vorherigen Job durch Fehler gekündigt wurde.

Solange kein Betriebsrat gewählt werden kann, und das wird ja mindestens durch Einschüchterung und Drohungen vermieden, wird sich die Lage der Arbeitnehmer nicht wesentlich bessern.

Was ist wirklich dran, an der Billigware?

 

Obwohl in Deutschland mehr als jede zweite Flasche Wein aus einem Discounter stammt, bekommen die Discounterweine laut dem Fachblatt „Wein-Gourmet“ keine guten Noten. In 97 Prozent der Fälle sei der Wein nicht einmal seinen sehr niedrigen Preis wert.

Die meisten Produkte schneiden in den Warentests gut oder sogar sehr gut ab, doch die allermeisten Billig-Aktionen, die auch nur ein paar Tage andauern, sind Schrott; Lidl-Luftbett das einen tollen Chemiecocktail ausdünstet, Lidl-Fahrradkindersitz mit Sicherheitsgurt, konzipiert für leere Kartonschachteln, Norma Digicam, nur für kunstvolle Unscharfbilder mit falscher Belichtung, Plus-Kinderstuhl der leicht nach hinten kippt oder Aldi-(Einweg-)Bohrhammer, wohl für Watte-Gestein gedacht!

Ein grosser Lockvogel ist auch immer wieder der Verkauf der Ware unter Einstandspreis, (nach Kartellrecht nicht zulässig) wobei der Kunde ja schliesslich auch noch andere Sachen einkauft, und das Geschäft unterm Strich dann doch stimmt!

Viele Produkte sind jedoch gar nicht günstiger, wenn man berücksichtigt, dass sie eben doch nicht so langlebig sind, und sie während der Lebensdauer teurerer Produkte mehrmals ersetzt werden müssen. Dies ist vor allem bei Möbeln, Werkzeugen oder ähnlichen Gebrauchsgegenständen der Fall. Doch auch das stört wohl die wenigsten Konsumenten ==> Wegwerfgesellschaft…!

Die weit verbreitete Ansicht, dass man bei den teureren Produkten im Vergleich zu den billigen sowieso nur die Marke und die Werbekosten drauf bezahlt, ist nur die halbe Wahrheit.

Textfeld: Hybrides Kaufverhalten: das „Mit-dem-Porsche-zum-Aldi-Phänomen“	   (Schweizer Familie 10|2007)

Was können wir als Verbraucher tun, um diesem Misstand entgegen zu treten?

 

Die wenigsten Leute interessiert es, woher das Gut stammt, und wie es hergestellt wurde. Hauptsache die Qualität ist einigermassen vertretbar, und es ist billig. Dem ist entgegen zu wirken!

Wenn Sie nicht unter äusserstem Geldmangel leiden, so sollten Sie wenn möglich nur Produkte kaufen, von denen sie wissen, woher sie stammen und unter welchen Umständen sie hergestellt wurden.

Bewusstes Einkaufen ist die Devise! Saisonale Produkte aus Ihrer Region sind vor allem bei Lebensmitteln einfach auffindbar, und stellen eine sinnvolle Alternative zu den Massenprodukten aus dem Ausland dar. Bei exotischen Lebensmitteln sind zertifizierte Fairtrade-Produkte zu bevorzugen, welche den Arbeitern mindestens eine anständige Lebensgrundlage garantieren. Bei Gebrauchsgegenständen ist auf gute Qualität uns Langlebigkeit zu achten.

Weitersagen! :o)

Textfeld:  Discounterstrategie: Extremer Geiz auf allen Gebieten. Weg mit allem was verzichtbar ist. (F.Kotteder)

Landwirtschaft wird zur Agrarindustrie

Das Preisgedrücke führt immer mehr zu einer Rationalisierung und Industrialisierung in der Landwirtschaft, was auch dort viele Arbeitsplätze gefährdet.

 

Die Lebensmittel werden oft zu ruinösen Einkaufspreisen von ausländischen Händlern importiert. Holland-Eier zu 1.50 SFr. à 10 Stück, ist das wirklich möglich?!? Dabei wechseln die Lieferanten schnell, sinkt die Qualität oder können sie mit den Preisen nicht mehr mithalten, die ihnen letztlich diktiert werden, so war's das und die „Verträge“ sind gekündigt. Dies kann für viele Grossproduzenten auch schnell mal an die Existenzgrenze führen.

In der deutschen Eierproduktion haben es die meist kleinen Biobauern mit ihren Freilandhennen schwer, denn das Interesse an Bioeiern ist klein. Die meistverkauften Eier in unserem nördlichen Nachbarland stammen aus Batteriehaltung, geführt von gewinnorientierten Managern. Die Turbohennen werden dort so gezüchtet, dass sie jährlich über 300 Eier legen können, so fern sie dies überleben. Dazu werden sie mit diversen Kraftfutten, Impfstoffen und regelmässig mit Antibiotika gefuttert, damit sie möglichst gut und lange „arbeiten“ können. Dass sich die Qualität damit wohl kaum steigert, versteht sich von selbst. Doch offensichtlich interessiert das die Käufer wenig. In der Schweiz wie auch in Österreich ist die Käfighaltung schon längst verboten, was aber viele inländische Backwarenhersteller wenig daran hindert, Billigeier aus dem Ausland einzukaufen, um ihre Produkte damit günstiger herzustellen, sofern diese überhaupt noch in der Schweiz hergestellt werden.

 

In der Milchproduktion zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Die Molkereien wollen an der Verarbeitung verdienen und ihre Produkte trotzdem konkurrenzfähig auf den Markt bringen, so sind es die Bauern die das Nachsehen haben. Die Kühe werden auf maximale Leistungsfähigkeit, gedopt. Bis zu 10‘000 Liter Milch pro Jahr, das ist etwa die Grenze, was ein Turbo-Euter auf vier Beinen, wie sie Franz Kotteder in seinem Buch „Die Billig Lüge“ nennt, zu leisten vermag. Vor 50 Jahren lag diese Zahl noch bei ca.3500l/Jahr. Damit das möglich ist, reicht natürliches Futter nirgends hin, diverse Cocktails aus der Chemie verhelfen den Tieren zu soviel Milch, ohne dass sie Krankheiten und Seuchen bekommen. Wirklich gesund für den Konsumenten kann das ja nicht sein, und für die Tiere sowieso nicht, doch wen kümmert es, solange die Grenzwerte der chemischen Spuren in der Milch nicht überschritten werden. Die verbleibenden Landwirte oder besser Agrarmanager müssen schliesslich sehen, dass sie zu ihrem Gewinn kommen.

Dass unsere Landwirtschaft so „teuer“ ist, liegt unter anderem ganz einfach daran, dass wir in unserem Berggebiet nicht alle Nutzflächen so einfach bearbeiten können wie in weitläufigen, flachen Gebieten. Ein weiterer Grund ist auch unser Klima, wo im Normalfall die Kühe durch den Winter in den Stall müssen. Ställe braucht es zum Beispiel in Neuseeland keine, dort können die Kühe des milden Klimas wegen das ganze Jahr über draussen weiden.

Immer weniger Bauern können dem Preiskampf standhalten und sind zur Aufgabe gezwungen. Viele Leute wären zwar bereit, etwas mehr für diese Produkte zu bezahlen, doch Preiserhöhungen sind vor allem an vorderster Front schwer durch zu zwängen und letztendlich verdienen sich die Zwischenverarbeiter wieder eine goldene Nase davon! Meist hilft der Direktverkauf, einen angemessenen Preis für frische Milch, Eier oder Fleisch zu bekommen.

 

Da die Butter in der Schweiz zu teuer sei, soll die Butter aus Schweizer Milch laut dem Kassensturz vom 18.Januar 07 bald in ausländischen Molkereien hergestellt werden, damit die Verarbeitungskosten geringer würden. Somit könnten im Handel die Preise gesenkt werden, ohne die Bauern noch mehr zu belasten. Die Schweizer Molkereien würden nämlich zuviel abzocken. Offensichtlich ist es von Nöten, den Preiskampf auf Kosten der inländischen Industrie und der Umwelt (unnötige Transporte) auf die Spitze zu treiben. Man könnte doch den zu hohen Kosten der Schweizer Molkereien auch politisch entgegenwirken, anstatt die eigenen Landsleute auf die Strasse zu stellen! Wir werden uns die Butter doch wohl noch leisten können!

Textfeld: Wieso kaufen Cortis Anwälte M-Budget Mineralwasser? 		  (Screenshot aus Swissair Prozess)

Woher die Billigware wirklich kommt

Das grösste Problem liegt aber meiner Ansicht nicht in unseren Breitengraden, sondern dort wo wir es nicht sehen, respektive nicht sehen wollen.

Die meisten Billigprodukte kommen nämlich nicht etwa von Hierzulande, sondern jeweils von dort, wo sie am günstigsten hergestellt werden können, und das ist logischerweise nicht hier, denn wir wollen ja viel verdienen!

Besonders in diesen Breitengraden werden die Arbeitnehmer aufs Letzte ausgenutzt. Die Familien, die nichts haben arbeiten um jeden Preis, und damit es dann bei den tiefen Entschädigungen für alle reicht, so müssen nach Möglichkeit auch Kinder wie Grosseltern einer Arbeit nachgehen. Je nachdem wo sie arbeiten, werden sie mit Verpflegung oder mit Geld entlöhnt. Die Entlöhnung fällt allerdings äusserst knapp aus, da der Produzent mit seiner Ware im Konkurrenzkampf möglichst der Günstigste sein muss, denn schliesslich dürfen die Händler der Discounter nur die günstigsten Produkte berücksichtigen. Sind diese durch das einfache Konkurrenzieren für unsere Discounter immer noch nicht günstig genug, so werden die Tarife halt diktiert, und wer nicht Folge leistet ist raus aus dem Deal.

Einige Arbeitgeber (oder auch Ausnehmer) bieten ihren Arbeitern sogar Unterkünfte — für duzende Arbeiter auf wenigen Quadratmetern. Dass da schnell mal Seuchen und Krankheiten ausbrechen, stört nicht weiter, es hat ja genug andere arbeitsfähige Kräfte.

Meistens handelt es sich um Wanderarbeiter, die Saison für Saison auf irgend einem Feld Kakao ernten oder in einer Fabrik Textilien zusammen nähen. Die Arbeitsbedingungen sind alles andere als menschlich. 12 Stunden am Tag können es gut werden, wenn die Nachfrage gross ist, anderseits stehen die selben Leute wieder auf der Strasse, wenn eine in Verruf geratene Firma schliessen muss. Während der Firmenführer einfach ein paar hundert Kilometer weiter eine neue Fabrik eröffnet, werden die zurückgebliebenen Arbeitskräfte mittellos ihrem Schicksal überlassen.

Doch nur so ist es möglich, uns hier die billigen Kakao-Produkte, die exotischen Früchte, jegliche Unterhaltungs-elektronik, Kleider und was sonst noch alles , so günstig anzubieten, damit wir es uns zuhauf leisten können.

 

 

In denselben Regionen wird auch die Natur durch Monokulturen stark in Mitleidenschaft gezogen. Wälder werden abgeholzt, dessen Holz landet irgendwo auf dem Schwarzmarkt und Jahr für Jahr werden auf dem anfangs fruchtbaren Boden die selben Pflanzen angesät. Somit ist die natürliche Regulierung der Insekten schnell mal dahin, und es wird mit Pestiziden gegen Plagen und Krankheiten gespritzt. Ist der Boden dadurch einmal verseucht und unfruchtbar geworden, so wird unbekümmert die nächste Waldfläche gerodet.

Leider ist der Kurzzeit-Profit viel bedeutungsvoller als der daraus entstehende Langzeitschaden, der den ursprünglichen Profit um ein Mehrfaches übersteigt, falls dieser jemals rückgängig gemacht werden würde und könnte. Damit zum Beispiel die einstige Delikatesse Garnele durch Discounterpreise für jedermann erschwinglich wurde, mussten viele tropische Mangrovenwälder, die die Meeresküste vor Brandung und Versalzung schützen, abgeholzt werden. Somit sind inzwischen viele Küstengebiete weitgehend zerstört, was das Ökosystem stark beeinträchtigt und das Trinkwasser (Grundwasser) der Bevölkerung ist vor Übersalzung gefährdet.

Abgesehen davon, kann der Transport dieser Ware um den halben Planeten nicht ökologisch sein, das Importieren billigster Schnittblumen aus Afrika, die auch hier wachsen würden, ist schlicht skandalös!

 

Wenn immer wir etwas extrem Günstiges kaufen, können wir sicher sein, dass irgendwo Menschen, Tiere oder die Natur unter den Dumpingpreisen leidet!

 

In gewissen Produktsparten sind wir dazu gezwungen, ein Billigprodukt zu kaufen, was zum Beispiel bei den allermeisten Elektronikartikeln der Fall sein dürfte. Unter-, und Unter-Unterhändler europäischer oder amerikanischer PC-Hersteller kaufen ihre Produkte alle in den asiatischen Ländern ein, oder lassen sie dort herstellen. Es gibt nirgends Fairtrade-PC‘s zu kaufen, denn das fände wohl auch keine Käufer, man stelle sich die extremen Preise mal vor.  (mehr zur Elektronikindustrie)

Doch im übersichtlichen Detailhandel kann der Konsument selbst entscheiden, welche Produkte er kaufen will. Dafür gibt es auch einige Labels, die sicherstellen, dass diese in umwelt– und menschengerechter Umgebung hergestellt wurden.

 

 

Die Armutsspirale — ein weiteres Problem das uns direkt betrifft

Lassen wir zu, das mehr und mehr Ware in anderen Ländern zu Billigstpreisen produziert wird, so nehmen wir uns selbst die Arbeitsplätze weg. Dass es dann noch mehr Arbeitslose gibt, ist nicht das einzige Problem, insgesamt würden dann alle Löhne sinken, da schliesslich jeder um jeden Preis arbeiten will. Was ein tieferes Pro-Kopf-Einkommen zur Folge hat, sollte mindestens jedem Wirtschaftler bekannt sein: sinkende Kaufkraft, Verschlechterung der sozialen Kassen, steigende Armut und weiss der Kuckuck was noch alles (ich bin ja kein Wirtschaftler). Wer also wenig verdient, kann sich auch nicht mehr so viel leisten, so dreht sich die Discountmühle. Plötzlich sind immer mehr Menschen gezwungen, ihre Lebensmittel möglichst günstig bei einem Import-Discounter einzukaufen, was bei uns wiederum noch mehr „teure“ Arbeitsplätze kostet, und es ist von einer Armutsspirale die Rede. UND es zeichnet sich bereits jetzt ein Trend ab, und dieser wird sich auch kaum einfach so ändern. Vor allem in unserem Nachbarland Deutschland sind die Folgen der Billigheimer bereits stark auszumachen, dort ist nach Knut dem Eisbären wohl der extreme Geiz an zweiter Stelle. Die Reichen, zunehmend solche die es verstehen, aus der Not der Armen Profit zu schlagen, besitzen immer mehr,  und der Teil der Bevölkerung, die um ihre Existenz bangen muss wird immer grösser. Die Mittelschicht verschwindet langsam!

Glasrecycling - ein typisches Feld für KinderarbeitTextfeld: Im Grunde ist der Ursprung vieler Leiden einzig und allein der Egoismus 
Textfeld: Während wir Europäer immer mehr Luxus „erwirtschaften“, haben andere immer weniger zum Leben!

Einige Labels und Organisationen

 

Für die Natur                                                                  gerechte Tierhaltung                                     und faire Arbeitsbedingungen

Den Startimpuls für meine Recherchen gaben einige TV-Dokus im deutschen Fernsehen. Als ich das Thema für eine Semesterpräsentation im Englischunterricht wählte, gestaltete ich parallel dazu diese Seite. Falls Sie Verbesserungs- und Änderungsvorschläge haben, bitte ich Sie, mich darauf aufmerksam zu machen. Meine Recherchen beruhen auf dem Internet und dem Buch „Die Billig Lüge, Tricks und Machenschaften der Discounter“ von Franz Kotteder, das ich übrigens dringend weiter empfehle.

Weitere:             „Das China-Paradox“ Hermann Himmelmann, Jürgen Hungerbach

                          „China Champions“ Lutz Kaufmann, Dirk Panhans, Boney Poovan, Benedikt Sobotka

                          „Die Aldi-Welt“ Hannes Hintermeier

                          „WE FEED THE WORLD. Was uns das Essen wirklich kostet“ Erwin Wagenhofer, Max Annas

                          „Schmeckt‘s noch? Was wir wirklich essen“ Werner Lampert

Dankbarkeit und Ihr eigener Nutzen ist garantiert!

C. Vögtli

01.04.07

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Profitgier, Instinkt aus der Urzeit?